Mit dem Schreibtipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


Die 4 Schreibphasen

 

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

sitzen Sie gerade an einem Text, mit dem Sie nicht so recht vorankommen? Mir ging es letzte Woche genauso. Jeden Tag setzte ich darauf, dass der Text nun fertig werden würde und am Ende hatte ich doch das Gefühl, das Ganze wäre noch nicht rund.

Und dann – endlich! – durchleuchtete ich meinen Schreibprozess noch einmal von Anfang an. Und siehe da, ich war längst nicht so weit, wie ich gehofft hatte. Mit dem Ausformulieren hatte ich in diesem Fall viel zu früh begonnen, bevor überhaupt das Themenfeld genau abgesteckt war.

Zu früh mit dem Ausformulieren anzufangen, ist eines der Probleme, das entstehen kann, wenn man den eigenen Denk- und Schreibprozess nicht gut genug beachtet. Noch wichtiger allerdings: Bei Schreibblockaden überhaupt erst einmal daran zu denken, dass man sich in einer anderen Schreibphase befindet als angenommen und einen oder zwei Schritte zurückzugehen.

 

Von der Sammlung bis zum letzten Schliff - 4 Schreibphasen:

1. Material sammeln

In dieser Phase stecken Sie das Feld ab, in dem Sie sich mit Ihrem Text bewegen werden. Einerseits grenzen Sie ein. Andererseits sammeln Sie innerhalb des abgesteckten Feldes alles, was Ihnen an Begriffen, Assoziationen, Unterthemen einfällt. Zum Beispiel über ein Brainstorming. Oder eine Mind-Map.

Während dieses Sammlungsprozesses stellen sich übrigens oft auch neue Strukturen bzw. Verbindungen zwischen den einzelnen Punkten heraus.

All das muss – auch wenn ich es Schreibphase nenne – nicht unbedingt schriftlich erfolgen. Es gibt Menschen, die diese Phase komplett im Kopf durchführen.


2. Kernaussage festlegen.

Das Themenfeld haben Sie eingegrenzt, das Material gesammelt. Aber innerhalb Ihres Feldes gibt es viele Möglichkeiten, einen Weg anzulegen.

In der 2. Phase legen Sie fest, was Sie in Ihrem Text sagen wollen, welche Kernbotschaft Sie treffen wollen. Auch das gehört noch zur Vorbereitung. Wo es in Phase 1 allerdings ums ums Öffnen für Ideen und Verbindungen ging, steht jetzt das Fokussieren im Vordergrund, das Festlegen einer klaren Wegstrecke.

3. Schreiben

Jetzt geht's ans Formulieren. Wie Sie im Einzelnen in dieser Phase vorgehen, hat viel mit Ihren Gewohnheiten und Vorlieben zu tun. Es gibt Menschen, die nach Abschluss der Vorbereitung nun ihren Text stringent herunterschreiben können. Und es gibt diejenigen, bei denen die Textteile wie in einem Puzzle entstehen und sich nach und nach zusammenfügen.

Wichtig in Bezug auf die Schreibphasen ist nur: Wenn Sie Phase 1 und Phase 2 erfolgreich abgeschlossen haben, können Sie beim Schreiben jederzeit darauf zurückgreifen. Sowohl auf Ihr Material als auch auf Ihre Kernbotschaft.

4. Durchsehen und überarbeiten

Auch für diese Phase sollten Sie ausreichend Zeit einplanen. Schließlich kann es sein, dass Sie nicht nur eine Überarbeitungsrunde drehen, sondern mehrere. Das hat übrigens nichts mit Ihren Qualitäten als Schreibende zu tun. Manch einer nimmt sich in Phase 3 viel Zeit fürs Ausformulieren und bei anderen kommt der letzte Schliff – oder die letzten Schliffe – erst in der Überarbeitungsphase zum Tragen. Wichtig: Das Überarbeiten gehört zum Schreibprozess dazu.

Ab dem Zurückgehen bin ich mit meinem Text übrigens letzte Woche dann doch recht schnell fertig geworden. Nachdem ich das Themenfeld klarer abgegrenzt hatte, konnte ich auch einiges von dem nutzen, was ich mir vorher schon erarbeitet habe. So ist es oft: Der Schritt, vor dem wir zurückschrecken, weil wir fürchten, noch mehr Zeit zu verlieren, lässt uns sogar zügiger vorankommen.

Gutes Vorankommen - und gegebenenfalls Zurückschauen - bei Ihren Texten wünscht


 

 

 

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