Mit dem Schreibtipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


MitarbeiterInnen oder Mitarbeitende?

 

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

„Guten Tag, Herr Professorin“, so betitelte die Märkische Allgemeine Anfang Juli einen Artikel über die geplante weibliche Anrede für beide Geschlechter an der Uni Potsdam.

An der Uni Leipzig gab es diesen Vorstoß schon im Juni. Die Gleichstellung soll radikal vorangetrieben und in der Grundordnung ausschließlich weibliche Personenbezeichnungen verwendet werden. Dort wäre dann von "Professorinnen", "Wissenschaftlerinnen" und "Doktorandinnen" die Rede. Eine Fußnote solle klar stellen, dass damit auch die Männer gemeint seien.

Und wie sieht´s mit männlichen und weiblichen Bezeichnungen in der Korrespondenz und in Werbetexten aus? Danach werde ich in meinen Seminaren oft gefragt.


4 Möglichkeiten, um über Kundinnen, Teilnehmende und Kollegen in Ihren Texten zu schreiben: 

1. LeserInnen

Das „Binnen-I“ wird ganz schnell angesprochen – wenn die Rede auf  geschlechtergerechte Bezeichnungen kommt. Aus meiner Sicht hat es sich allerdings nicht durchgesetzt.

Ein häufiges Gegenargument: Beim Vorlesen der Texte könne man die besondere Schreibweise nicht heraushören. 


2. Leser/innen

Im Vergleich zum kompletten Ausschreiben spart diese Variante Platz – aber das ist auch schon alles. Und es gilt besonders aufzupassen, weil der Schrägstrich nicht bei allen Bezeichnungen funktioniert.

Sonst kommt es schnell zu so etwas wie „Praktikant/innen“ – was ein Praktikant wäre und mehrere Praktikantinnen. In dem Fall bleibt noch Praktikant(inn)en oder Praktikanten/-innen. Schön ist das alles nicht, besonders, wenn mehrere solcher Bezeichnungen in einem Satz vorkommen oder viele in einem Text. 

3. Leserinnen und Leser

Mein Favorit – auch wenn er Platz kostet. Ich ziehe diese Variante übrigens auch vor, weil  sie ein anderes „Kino im Kopf“  auslöst: Zum Beispiel, dass Frauen und Männer sich um die Anfrage im Servicecenter kümmern „Bei Fragen sind meine Kolleginnen und Kollegen unter ... für Sie da...“.

4. Lesende

„Mitwirkende“ sind ja schon länger gebräuchlich. Der Begriff „Studierende“ dagegen wurde ganz bewusst eingeführt, um einen geschlechtsneutralen Überbegriff für Studentinnen und Studenten zu haben. Ob die nominalisierte Ableitung eines Adjektivs von einem Verb eine elegante Wortform ist, darüber lässt sich sicher diskutieren. Zumindest kann es manchmal hilfreich sein, noch eine Alternative zu haben.


Soweit zu einem Thema, das immer wieder für Gesprächsstoff sorgt. Aber - Sprache lenkt Denken. Insofern lohnt sich dieses Nachdenken.

Einen schönen Juli wünscht allen
Leserinnen und Lesern dieses Newsletters

 

 

 

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